Stichwort: Sabbat

04.01.2001

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Freiraum für Gott



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NAVIGATION

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PREDIGTTEIL

UNTERPUNKT

BESCHREIBUNG

ANGABEN

Stichwortverzeichnis
Aufbau

predigttechnische Angaben

EINLEITUNG


Predigteinleitung

HAUPTTEIL

1. AT: In Sabbat-Phasen denken und leben.
2. Der Sabbat-Gedanke im NT: Freiraum für Gott, Wiederherstellung
3. Der Sabbat-Gedanke im NT: Anforderungen

die eigentliche Predigt

SCHLUSS


Predigtschluss



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ANGABEN

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EINTRAG INS STICHWORTVERZEICHNIS

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Stichwort:

Sabbat

Bibel:


Beschrieb:

Sabbat, Sabbatjahr, Erlassjahr im AT. Der Sabbat-Gedanke im NT bedeutet: innere Ruhe, Ausrichtung auf Gott, geistliche Wiederherstellung. Hierzu braucht es: Glauben an Gottes Fürsorge, Organisation und Einteilung, Bereitschaft zum Loslassen.

Datum:

31.12.2000

Ort:

HA Basel 2

Anlass:

Jahresschlussfeier

Theologie:

Judentum, Jüngerschaft

Aufgabe:

Predigt



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AUFBAU

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Methode

thematische Predigt

Gegenstand

Sabbat



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EINLEITUNG

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Thema

Der Sabbat-Gedanke im AT und im NT

Titel

Freiraum für Gott

Einführungs-
satz

Wir haben alle 24 Std. pro Tag zur Verfügung. Trotzdem ist es so, dass sehr viele Menschen "keine Zeit" haben.

Beispiel

Mir sagte einmal ein Heimleiter eines Altersheim, dass es ihn nachdenklich stimme, dass seine Pensionäre und Pensionärinnen "keine Zeit" hätten. Wann hat man Zeit, wenn nicht in einem Altersheim?

Erklärung

Zeit für Gott zu haben fällt keinem Menschen leicht. Wir müssen uns diese Zeiten bewusst organisieren und nehmen.

Einleitungs-
satz

Gott ist es wichtig, dass wir in unserem Leben Freiräume für Sein Wirken haben. Das erkennen wir am Sabbat-Gebot des Alten Testaments.

Kernaussage

Christen brauchen Freiraum für Gottes Wirken in unserem Leben.

Überleitungs-
satz

Im folgenden betrachten wir das Sabbat-Gebot im AT, um uns danach zu fragen, was diese Gebote für uns Christen heute zu sagen haben.



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HAUPTTEIL

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PUNKT 1

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1. Altes Testament: In Sabbat-Phasen denken und leben


1.1 Der 7. Tag: Der Sabbat

Begriff

»Das hebr. Verb schabat bedeutet: aufhören, von etwas ruhen, den Sabbat halten; das Hauptwort schabbat bezeichnet den Ruhe- und Feiertag, den Sabbat. (...)

Einführung

Der Sabbat als Ruhetag am Abschluss jeder 7-tägigen Woche wurde für Israel zuerst bei der Ankündigung des Mannas eingesetzt (2. Mose 16,5.22-30) und dann bei der Gesetzgebung am Sinai begründet und bestätigt (2. Mose 20,8-11; 31,12-17).
Ob die Woche und viell. auch ein entsprechender Schlusstag den Israeliten schon vorher bekannt waren, muss offen bleiben. Hinweise auf einen festen Zeitraum von sieben Tagen finden sich in der Bibel vor der Gesetzgebung nur im Sintflutbericht (1. Mose 7,4; 8,10.12) und als Festdauer in 1. Mose 29,27f.

Ruhetag

Jeder 7. Tag (2. Mose 23,12) war als Sabbat ein Tag heiliger Ruhe (2. Mose 16,23; 31,15; 35,2), an dem keine Arbeit getan werden durfte (2. Mose 20,10; 31,14), was auch für die Sklaven, Fremdlinge und das Vieh galt. Ausdrücklich verboten war das Feueranzünden (2. Mose 35,3), das für den Sabbat nötige Essen sollte am Tag vorher, dem Rüsttag oder Vorsabbat (Mk. 15,42), zubereitet werden (2. Mose 16,23). Das Mannasammeln (V. 27-29) wie das Sammeln von Feuerholz bedeutete einen Bruch des Sabbats (4. Mose 15,32-36), an dem man den Wohnort nicht verlassen sollte (2. Mose 16,29). Amos erwähnt die Unterbrechung des Geschäftslebens (Amos 8,5), und Jeremia nennt das Verbot, am Sabbat Lasten zu tragen (Jer. 17,21f.).
Auf Übertretung dieser Vorschriften stand die Todesstrafe (2. Mose 31,14f; 35,2; 4. Mose 15,35).

Freudentag

Der Grundcharakter des Sabbats aber war der eines Freudentages (Jes. 58,13), an dem man zum Gottesdienst und Lob des Herrn (Ps. 921) zusammenkam (3. Mose 23,3; vgl. 2. Kön. 4,23). Das tägliche Brandopfer wurde verdoppelt (4. Mose 28,9f), und neue Schaubrote wurden im Heiligtum aufgelegt (3. Mose 24,8).

Ruhetag

Der Ruhetag des Sabbats bedeutete für den Israeliten ein Teilhaben an der Ruhe Gottes. Weil Gott am 7. Tag von den Werken der Schöpfung geruht hatte, heiligte und segnete er jeden 7. Tag (1. Mose 2,2f) und gebot Israel, ihn heilig zu halten (2. Mose 20,11; 31,17), d.h. als einen besonderen Tag für den Herrn aus der Reihe der übrigen Tage herauszuheben. (...)
Das Bundesvolk Gottes lebt nicht von der eigenen Arbeit, sondern allein vom Segen des Herrn. Das wird bes. deutlich an der Erweiterung des Sabbatgebotes (vgl. 2. Mose 23,10-13) im Sabbatjahr und im Erlassjahr. Der Sabbat war also ein "Platzhalter der gütigen Herrschaft Gottes" (Zimmerli), und das Halten dieses Tages oder Brechen seiner Vorschriften kann gleichbedeutend sein mit dem Halten bzw. Brechen des Gottesbundes überhaupt (Jes. 56,2-7). (...)

Rabbinen

Die Rabbinen wussten, dass der Sabbat "zur Wonne, nicht zum Schmerz gegeben ist", aber da nach ihrer Überzeugung das Sabbatgebot so schwer wiegt, wie alle anderen Gebote Gottes zusammen, versahen sie es mit bes. umfassenden Ausführungsbestimmungen. Aus den 39 Arbeiten beim Bau der Stiftshütte (vgl. 2. Mose 26) leiteten sie eine Liste der am Sabbat verbotenen Tätigkeiten ab. (...) Zugleich aber tüftelten die Schriftgelehrten raffinierte Möglichkeiten aus, einzelne Verbote zu umgehen. Man kaufte etwa, ohne gleich zu bezahlen und die Bezahlung zu erwähnen; man legte einen Wassersack auf den Sattel des Esels, um so am Sabbat eine Reise "auf dem Wasser" unternehmen zu können, die nicht verboten war. Durch diese Veräusserlichung war der Sabbat als Zeichen der Gemeinschaft mit Gott und der Abhängigkeit von ihm völlig entwertet. Mit solchem rabbinischen Sabbatverständnis musste Jesus notwendig in Konflikt geraten (Mt. 12,1-14; Mk. 2,23 - 3,6; Lk. 13,10-17; Joh. 5,1-18). (...)

Christen

Ebenso wie ihr Herr wussten sich die Christen im NT frei vom äusseren Sabbatgebot, weil sie ihr Leben als ganzes aus und nach dem Willen Gottes führten. Das liess dem einzelnen die Freiheit, bestimmten Tagen besondere Bedeutung beizulegen, aber ebensogut konnte er alle Tage als gleich ansehen (Röm. 14,5-9). Die Forderung aber, den Sabbat zu halten, betrachtete Paulus als Rückfall ins Gesetz, der den Verlust der Gnade bewirkte (Gal. 4,9-11; 5,1-4). (...)

Sonntag

Als der Tag des Gottesdienstes trat an die Stelle des Sabbats der erste Tag der Woche, der Tag der Auferstehung und der Erscheinungen des auferstandenen Herrn (Joh. 20,1.19.26). Er wird im NT als Tag des Abendmahls, der Predigt (Apg. 20,7.11) und der Sammlungen (1. Kor. 16,2) erwähnt. (...) Neben die in den ersten Jahrhunderten übliche Bezeichnung des ersten Wochentages als "Herrentag" trat später die als "Sonntag", die auf den Namen des entsprechenden heidnischen Festtages (lat. dies Solis) zurückgeht.

Sonntag als Arbeitstag

Aber nicht nur die Verlegung vom letzten auf den ersten Tag der Woche unterscheidet den Herrentag der Christen vom Sabbat der Juden. Ihm fehlt ausserdem das auffälligste Kennzeichen des jüd. Feiertages, die Arbeitsruhe, aufgrund deren die Juden in der antiken Welt allg. als Faulenzer verschrien waren.
Abgesehen von der Zeit zum Gottesdienst, die man auch den Sklaven freigab, gingen die Christen wie ihre gesamte heidnische Umwelt am Herrentag weiter der täglichen Arbeit nach. (...)

Sonntag als Ruhetag

Erst nachdem Kaiser Konstantin 321 den Tag, der den Christen als Herrentag, den Heiden als Sonntag heilig war, zum Staatsfeiertag erklärt hatte, ruhte an ihm wie an den übrigen Staatsfeiertagen zunächst die Arbeit der Behörden. Erst die späteren Kaiser Theodosius und Justinian haben dann auch die private Arbeit weitgehend eingeschränkt.«2

2. Mose 16,5

Am sechsten Tag aber, wenn sie zubereiten, was sie einbringen, wird es geschehen, dass es das Doppelte von dem sein wird, was sie tagtäglich sammeln.

2. Mose 16,23-26

Er sagte nun zu ihnen: Dies ist es, was der HERR geredet hat: Morgen ist eine Sabbatfeier, ein heiliger Sabbat für den HERRN. Was ihr backen wollt, backt, und was ihr kochen wollt, kocht! Alles aber, was übrigbleibt, legt für euch zurück zur Aufbewahrung bis zum (nächsten) Morgen! Da legten sie es zurück bis zum (nächsten) Morgen, wie Mose geboten hatte, und es wurde nicht stinkend, und es kam kein Wurm hinein. Mose sagte: Esst es heute, denn heute ist ein Sabbat für den HERRN! Heute werdet ihr auf dem Feld nichts finden. Sechs Tage sollt ihr es sammeln, aber am siebten Tag ist Sabbat, da gibt es nichts.

2. Mose 20,8-11

Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten.
Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst (an ihm) keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore (wohnt).
Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.

Bewertung

Was brachte der Sabbat also mit sich?

Nutzen

Ruhe, Ausrichtung auf Gott

Kosten

Erwerbsausfall, Glauben an Gottes Fürsorge



1.2 Das 7. Jahr: Das Sabbatjahr

Ruhejahr

»Der Herr schrieb im Gesetz vor, dass die Israeliten ihr Land sechs Jahre nacheinander bestellen durften, es aber im 7. Jahr brach liegen und ruhen lassen sollten. Dann sollte das Land dem Herrn seinen Sabbat feiern, auch die Erde hatte also an der Ruhe Gottes teil. Nur was von selbst wuchs, sollte den Israeliten, ihren Sklaven, Tagelöhnern, den Fremdlingen und Armen, dem Vieh und den Tieren im Lande zur Speise dienen (2. Mose 23,10f; 3. Mose 25,1-7). Zur Vorsorge für den Ernteausfall aber hatte der Herr für das voraufgehende 6. Jahr eine ungewöhnlich reiche Ernte verheissen (V. 19-22).

Laubhütten-
fest

Am Laubhüttenfest des Sabbatjahres war die Verlesung des Gesetzes vorgeschrieben (5. Mose 31,9-13), anstelle des sonst gefeierten Erntedankes.

Schuld-
forderungen

Weiter durfte der Israelit im Sabbatjahr wohl den Fremden, nicht aber den eigenen Volksgenossen zur Bezahlung der Schuld mahnen (5. Mose 15,1-11), weshalb man es auch als Erlassjahr (5. Mose 15,1f; 31,10) bezeichnete, das aber nicht mit dem alle 50 Jahre stattfindenden Erlassjahr oder Jobeljahr verwechselt werden darf. (...)
Das Verbot, im Sabbatjahr Schulden einzufordern, war zwar angemessen, denn alle Felder des Schuldners lagen brach; es machte sich aber im Geschäftsleben lästig bemerkbar. Darum erlaubte der Schriftgelehrte Hillel kurz vor dem Auftreten Jesu, bei Schuldverträgen eine Klausel3 anzuhängen, die das Einmahnen der Schuld zu jeder Zeit gestattete.

Straf-
androhung

Als Strafe für die Übertretung des Sabbatjahr-Gesetzes war angedroht, dass das Land die versäumten Sabbate wüstliegend nachholen werde (3. Mose 26,34f.43), und so wurde die Zeit der babylon. Gefangenschaft später auch verstanden (2. Chron. 36,20f). Daher wird unter Nehemia die Verpflichtung des Sabbatjahres ausdrücklich mit erwähnt (Neh. 10,32).

Zeugnisse der Einhaltung

Aus der Makkabäerzeit und bis zur Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. besitzen wir bei Josephus eine Reihe von Zeugnissen über tatsächlich gehaltene Sabbatjahre: 164/34, 38/37 v.Chr. und 68/9 n.Chr.«5

3. Mose 25,1-7

Und der HERR redete auf dem Berg Sinai zu Mose: Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, dann soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. Sechs Jahre sollst du dein Feld besähen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag des Landes einsammeln. Aber im siebten Jahr soll ein ganz feierlicher Sabbat für das Land sein; ein Sabbat dem HERRN. Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden, den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht einernten, und die Trauben deines unbeschnittenen Weinstocks sollst du nicht abschneiden. Ein Jahr der Sabbatfeier soll es für das Land sein. Und der Sabbat(ertrag) des Landes soll euch zur Speise dienen, dir und deinem Knecht und deiner Magd und deinem Tagelöhner und deinem Beisassen, die sich bei dir aufhalten. Auch deinem Vieh und den wilden Tieren, die in deinem Land sind, soll all sein Ertrag zur Speise dienen.

3. Mose 25,18-22

So führt meine Ordnungen aus und haltet meine Rechtsbestimmungen und tut sie, dann werdet ihr in eurem Land sicher wohnen! Und das Land wird seine Frucht geben, und ihr werdet essen bis zur Sättigung und sicher in ihm wohnen. Und wenn ihr sagt: Was sollen wir im siebten Jahr essen? - siehe, wir säen nicht, und unsern Ertrag sammeln wir nicht ein-: Ich werde im sechsten Jahr meinen Segen für euch aufbieten, dass es den Ertrag für drei Jahre bringt. Und wenn ihr im achten Jahr sät, werdet ihr (noch) vom Ertrag (des sechsten Jahres) essen. Bis ins neunte Jahr, bis sein Ertrag einkommt, werdet ihr altes (Getreide) essen.

2. Chron. 36,20-21

Und was vom Schwert übriggeblieben war, führte er (gefangen) nach Babel. Und sie mussten ihm und seinen Söhnen als Sklaven (dienen), bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam, damit erfüllt würde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremias, bis das Land seine Sabbate ersetzt bekam. All die Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebzig Jahre voll waren.

Bewertung

Was brachte das Sabbatjahr also mit sich?

Nutzen

Ruhe, Ausrichtung auf Gott

Kosten

Erwerbsausfall, grosser Glauben an Gottes Fürsorge



1.3 Nach 7 Sabbatjahren: Das Erlassjahr

50. Jahr

»Nach dem Ablauf von jeweils sieben Sabbatjahren, also nach 49 Jahren, wurde der Anbruch des 50., des Erlassjahres am grossen Versöhnungstag, nachdem die Versöhnung des Volkes im Heiligtum geschehen war, durch die Jobelhörner (weitschallende Widderhörner) verkündet. Der Versöhnungstag war der 10. Tag des 7. Monats, das Erlassjahr dauerte also von einem Herbst bis zum anderen. (...)

Ruhejahr

Zunächst war wie im Sabbatjahr eine völlige Ruhe für das Ackerland geboten. Es durfte nicht gesät und nur gegessen werden, was wild auf den Feldern wuchs (3. Mose 25,11.12). Das war für Israel eine starke Glaubensprobe, da ja auch das Jahr vorher als Sabbatjahr dem gleichen Gebot unterworfen war. Doch die Verheissung für das Sabbatjahr (3. Mose 25,20-22), dass der Herr vorher die notwendige reiche Ernte schenken wolle, galt ebenso auch dem Erlassjahr. Dem Volk wurde durch diese Bestimmung seine Abhängigkeit von Gott greifbar vor Augen gestellt. (...)

Neuanfang

Durch die Erlösung aus Ägypten waren die Israeliten Gottes erkaufte Knechte und sollten nicht Sklaven der Menschen sein. Darum durfte jemand, der sich aus Not einem anderen Israeliten als Knecht verkaufte, im Gegensatz zu heidnischen Sklaven nur als Tagelöhner oder Gast behandelt werden und war mit dem Beginn des Erlassjahres wieder frei (3. Mose 25,39-55), auch wenn seine sieben Dienstjahre noch nicht vergangen waren (vgl. 2. Mose 21,2; 56. Mose 15,12).7
Jedem Israeliten, der Besitz und Freiheit verloren hatte, sicherte der Herr auf diese Weise die Möglichkeit, sein Leben unter gleichen Bedingungen noch einmal anzufangen.

Durchführung fraglich

In den Geschichtsbüchern des AT wird das Halten des Erlassjahres weder vor noch nach der babyl. Gefangenschaft ausdrücklich erwähnt, abgesehen von der Folgerung, die 4. Mose 36,4 aus seinen Vorschriften gezogen wird. Einen weiteren Hinweis hat man noch in den verhältnismässig geringen Kaufpreis in Jer. 32,9 (vgl. etwa 3. Mose 27,16) gesehen, der sich aus den Vorschriften von 3. Mose 25,14-16 erklären könnte.
Ausserbiblisch sind uns bei Josephus zwar die Sabbatjahre 164/3, 38/7 v.Chr., 68/9 n.Chr. belegt, zum Erlassjahr weiss die jüd. Überlieferung jedoch nur zu sagen, dass es mit der Eroberung des Ostjordanlandes durch die Assyrer ausser Kraft gesetzt worden sei, denn zu seiner Durchführung hätte das gesamte Israel nach Stämmen geordnet in Palästina leben müssen.

Sabbat-Gedanke

Das Erlassjahr ist die umfassendste Ausweitung des Sabbatgedankens. Die Ordnung des siebten Tages, auf das Jahr übertragen, führt zum Sabbatjahr und eine "Woche" von Sabbatjahren zur weiteren und letzten Steigerung, dem Erlassjahr.

Ziel: Wieder-
herstellung

Durch die Bestimmungen des Erlassjahres soll Israel in besonders eindringlicher Weise an seinen Bund mit Gott erinnert werden und damit an seine Verpflichtung, das Ziel des Bundes, den gottgewollten Zustand stets von neuem herbeizuführen und zu erhalten.

Typus

Schliesslich deutet das Erlassjahr voraus auf das "gnädige Jahr des Herrn" (Jes. 61,2), das, wie Jesus selbst bezeugt, mit seinem Kommen und seiner Erlösung, die nun der ganzen Menschheit angeboten wird, begonnen hat (Lk. 4,18.19.21).«8

3. Mose 25,8-15

Und du sollst dir sieben Sabbatjahre zählen, siebenmal sieben Jahre, so dass die Tage von sieben Sabbatjahren dir 49 Jahre ausmachen. Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, ein Lärmhorn erschallen lassen; an dem Versöhnungstag sollt ihr ein Horn durch euer ganzes Land erschallen lassen. Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und sollt im Land Freilassung für all seine Bewohner ausrufen. Ein Jobel9(jahr) soll es euch sein, und ihr werdet jeder wieder zu seinem Eigentum kommen und jeder zu seiner Sippe zurückkehren. Ein Jobel(jahr) soll dieses, das Jahr des fünfzigsten Jahres, für euch sein. Ihr dürft nicht säen und seinen Nachwuchs nicht ernten und seine unbeschnittenen Weinstöcke nicht abernten; denn ein Jobel(jahr) ist es: es soll euch heilig sein. Vom Feld weg sollt ihr seinen Ertrag essen. In diesem Jahr des Jobels sollt ihr jeder wieder zu seinem Eigentum kommen.
Und wenn ihr etwas verkauft - (sei es) ein Verkauf an deinen Nächsten oder ein Kaufen aus der Hand deines Nächsten -, dann sollt ihr euch gegenseitig nicht übervorteilen. Nach der Zahl der Jahre seit dem Jobel(jahr) sollst du von deinem Nächsten kaufen, nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen. (...)

Lk. 4,16-21

Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war; und er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war: »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.«
Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Er fing aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.

Bewertung

Was brachte das Erlassjahr also mit sich?

Nutzen

Ruhe, Ausrichtung auf Gott, Wiederherstellung von Besitz und Freiheit, Neuanfang

Kosten

Erwerbsausfall (nach dem Erwerbsausfall des 49. Sabbatjahres!), sehr grosser Glauben an Gottes Fürsorge

Dieser Glaube an Gottes Fürsorge ist nicht zu unterschätzen! Selbst wenn die Vorräte für das Sabbat- und das Erlassjahr eigentlich genügen sollten (nebst dem, was wild auf den Ackerfeldern und Weinbergen wuchs), so wurde die Lage doch schnell dramatisch, sobald Feinde das Land angriffen. Der 1. Makk. zeigt uns, dass selbst in einem Sabbatjahr (also noch nicht einmal in einem Erlassjahr) die Lage sehr schnell dramatisch werden konnte (1. Makk. 6,49.53)!

1. Makk. 6,49

Aber die Leute von Bet-Zur konnten vor Hunger nicht länger in ihrer Festung bleiben; denn es war das siebente Jahr, in dem man die Felder im ganzen Lande brach liegen lassen musste; (...)

1. Makk. 6,53

Aber auch sie hatten nichts mehr zu essen, weil es das siebente Jahr war; (...)



Übergang

Ganz Israel sollte also im Takt des Sabbatgedankens denken und handeln. Später zeigte Gott dem Daniel, dass sogar die Heilsgeschichte im Sabbatrhythmus10 abläuft (Dan. 9,23-2411). Was hat nun dieser Sabbatgedanke im Neuen Testament zu bedeuten? Denn einerseits war Gott dieser Sabbatgedanke sehr wichtig (die Nichtbefolgung der Sabbatgebote zog strenge Strafe nach sich (2. Mose 31,14f; 3. Mose 26,34f)), andererseits spielt der Sabbat im Neuen Testament keine Rolle mehr. Wie haben wir uns das zu erklären?

2. Mose 31,14

Haltet also den Sabbat, denn heilig ist er euch. Wer ihn entweiht, muss getötet werden, ja, jeder, der an ihm eine Arbeit verrichtet, eine solche Seele soll aus der Mitte seiner Völker12 ausgerottet werden.

3. Mose 26,34-35

Dann endlich wird das Land seine Sabbate ersetzt bekommen, all die Tage seiner Verödung, während ihr im Land eurer Feinde seid. Dann endlich wird das Land ruhen und seine Sabbate ersetzt bekommen. All die Tage seiner Verödung wird es ruhen, was es nicht an euren Sabbaten geruht hat, als ihr darin wohntet.



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PUNKT 2

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2. Der Sabbat-Gedanke im Neuen Testament: Freiraum für Gott, Wiederherstellung

Christen

»Ebenso wie ihr Herr wussten sich die Christen im NT frei vom äusseren Sabbatgebot, weil sie ihr Leben als ganzes aus und nach dem Willen Gottes führten. Das liess dem einzelnen die Freiheit, bestimmten Tagen besondere Bedeutung beizulegen, aber ebensogut konnte er alle Tage als gleich ansehen (Röm. 14,5-9). Die Forderung aber, den Sabbat zu halten, betrachtete Paulus als Rückfall ins Gesetz, der den Verlust der Gnade bewirkte (Gal. 4,9-11; 5,1-4).«13

Röm. 14,5-6a

Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag (gleich). Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt. Wer den Tag achtet, achtet ihn dem Herrn.

Gal. 4,9b-11

Wie wendet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen ihr wieder von neuem dienen wollt? Ihr beobachtet Tage und Monate und bestimmte Zeiten und Jahre. Ich fürchte um euch, ob ich nicht etwa vergeblich an euch gearbeitet habe.

Auslegung

So geht es dem Christen also nicht mehr um das äusserliche Einhalten von gesetzlichen Tagen und Jahren. Vielmehr wohnt der Geist Gottes in ihm und dieser Geist verlangt es nach Stillen Zeiten mit Gott und nach immerwiederkehrender Erneuerung und Wiederherstellung.

Überleitung

Was das für uns bedeuten kann, werden wir uns im folgenden ansehen. Dabei müssen wir uns immer bewusst sein, dass der Sabbat den Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt (Mk. 2,27). Es muss sich also um geistliche Dinge handeln, die uns helfen und nicht niederdrücken.

Mk. 2,27

Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen;



2.1 innere Ruhe

Stress

Der Sabbat brachte den Menschen Ruhe. Dieser Ruhe-Gedanke sollte auch die Christen prägen. Allerdings müssen wir feststellen, dass das Leben Jesu wie auch das Leben des Paulus mehr von Stress als von äusserlicher Ruhe geprägt war.

Mk. 3,20-21

Und er kommt in ein Haus. Und wieder kommt eine Volksmenge zusammen, so dass sie nicht einmal Brot essen konnten. Und als seine Angehörigen es hörten, gingen sie aus, um ihn zu greifen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.

Mk. 4,35-38

Und an jenem Tag sagt er zu ihnen, als es Abend geworden war: Lasst uns zum jenseitigen Ufer übersetzen! Und sie entliessen die Volksmenge und nehmen ihn im Schiff mit, wie er war. Und andere Schiffe waren bei ihm.
Und es erhebt sich ein heftiger Sturmwind, und die Wellen schlugen in das Schiff, so dass das Schiff sich schon füllte. Und er war hinten im Schiff und schlief auf dem Kopfkissen; und sie wecken ihn auf und sprechen zu ihm: Lehrer, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?

2. Kor. 4,16

Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äusserer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert.

Kommentar

Diese Aussage des Paulus (2. Kor. 4,16) zeigt uns zwei Dinge:
1. Paulus spricht hier von einer inneren Erneuerung, nicht von einer äusseren.
2. Diese Erneuerung erlebte Paulus Tag für Tag, nicht nur am 7. Tag.

innere Ruhe

Es muss sich bei diesem Gedanken an die Ruhe um eine innere Ruhe handeln. Diese wird auch im NT bezeugt.

Mt. 11,28-30

Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und »ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen«; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

1. Joh. 3,19-20

Hieran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und wir werden vor ihm unser Herz zur Ruhe bringen, - dass, wenn das Herz uns verurteilt, Gott grösser ist als unser Herz und alles kennt.

ewige Ruhe

Wir Christen schauen aber auf den Tag, da wir in die ewige Ruhe Gottes eingehen werden.

Hebr. 4,1.3a. 10-11

Fürchten wir uns nun, dass nicht etwa, während die Verheissung, in seine Ruhe einzugehen, noch aussteht, jemand von euch als zurückgeblieben erscheint. ...
Wir gehen nämlich in die Ruhe ein als die, die geglaubt haben,...
Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken, wie Gott von seinen eigenen.
Lasst uns nun eifrig sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle.

Offb. 14,13

Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Schreibe: Glückselig die Toten, die von jetzt an im Herrn sterben! Ja, spricht der Geist, damit sie ruhen von ihren Mühen, denn ihre Werke folgen ihnen nach.



2.2 Ausrichtung auf Gott

Ausrichtung im AT

Der Sabbat war ein Tag für Gott. D.h. an diesem Tag, bzw. im Sabbat-, Jobeljahr, richtete man sich ganz speziell auf Gott aus.

Ausrichtung im NT

Nach was sollen wir uns im NT ausrichten? Was sollen wir suchen?
- Gott (Apg. 17,26-27)
- was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes (Kol. 3,1-3)
- die zukünftige Stadt (Hebr. 13,14)

- Herrlichkeit, Ehre, Unverweslichkeit (Röm. 2,6-8)
- das Gute (2. Kor. 13,7)
- Frieden (1. Petr. 3,10-11)

Apg. 17,26-27

Und er hat aus Einem jede Nation der Menschen gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, indem er festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat, dass sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und finden möchten, obgleich er nicht fern ist von jedem von uns.

Röm. 2,6-8

der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unverweslichkeit suchen, ewiges Leben; denen jedoch, die von Selbstsucht (bestimmt) und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm.

2. Kor. 13,7

Wir beten aber zu Gott, dass ihr nicht Böses tun möget; nicht damit wir bewährt erscheinen, sondern damit ihr das Gute sucht, wir aber wie Unbewährte sind.

Kol. 3,1-3

Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.

Hebr. 13,14

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

1. Petr. 3,10-11

»Denn wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der halte Zunge und Lippen vom Bösen zurück, dass sie nicht Trug reden; er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach!

Motivation

Gott belohnt Suchende!

Mt. 7,7-11

Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden. Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden.
Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!

Hebr. 11,6

Ohne Glauben aber ist es unmöglich, (ihm) wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird.



2.3 geistliche Wiederherstellung

Erlassjahr

Das Erlassjahr war ein Jahr der Wiederherstellung. Mit dem NT hat die geistliche Wiederherstellung bereits angefangen.

Zeitalter der Gemeinde

Das Zeitalter der Gemeinde Gottes ist auch ein Zeitalter der Wiederherstellung Israels (Apg. 15,13-17). Alle jüdische Christen gehören zum wiederhergestellten Israel. D.h. natürlich, dass nur ein Teil Israels wiederhergestellt ist. Völlige Wiederherstellung wird Israel erst bei der Wiederkunft Christi erleben (Sach. 12,9-10; Joh. 19,37; Offb. 1,7).

Apg. 15,13-17

Als sie aber schwiegen, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Brüder, hört mich! Simon hat erzählt, wie Gott zuerst darauf gesehen hat, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen. Und hiermit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: »Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten; damit die übrigen der Menschen den Herrn suchen und alle Nationen, über die mein Name angerufen ist, spricht der Herr, der dieses tut«, was von jeher bekannt ist.

Sach. 12,9-10

Und es wird geschehen an jenem Tag, da trachte ich danach, alle Nationen zu vernichten, die gegen Jerusalem herankommen. Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von Jerusalem giesse ich den Geist der Gnade und des Flehens aus, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint.

Wiedergeburt

Die Wiedergeburt ist die geistliche Wiederherstellung jedes einzelnen Menschen.

Titus 3,4-5

Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit (vollbracht), wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.

regelmässige Reinigung

Auch nach der Wiedergeburt erlebt der Christ Verunreinigung durch Fehler, die er begeht, obwohl er grundsätzlich in der Kraft des Hl. Geistes lebt. Jesus will uns täglich wieder neu herstellen und uns reinigen.

Joh. 13,6-11

Er kommt nun zu Simon Petrus, und der spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füsse? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weisst du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen. Petrus spricht zu ihm: Du sollst nimmermehr meine Füsse waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir. Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füsse allein, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füsse, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.

Kommentar

»Ein Beispiel Jesu stellt meiner Meinung nach die Heiligung sowohl in ihrem sofortigen als auch in ihrem fortschreitenden Aspekt sehr deutlich dar. Und zwar die Aussage Jesu in Joh. 13,10. Nicht alle Übersetzungen sind hier deutlich. Es geht um zwei Ausdrücke: "ein Vollbad nehmen" und "sich waschen". Wer ein Vollbad genommen hat (Heiligung als Stellung vor Gott durch die Identifizierung mit Christus bei der Bekehrung), muss sich nicht noch einmal baden, er braucht nur noch die Füsse zu waschen (fortschreitende Heiligung im Lebenswandel).«14

1. Joh. 1,9-10

Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.
Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Zeitalter der Ewigkeit

Das grosse Zeitalter der völligen Wiederherstellung steht allerdings noch aus. Wir werden es erst in der Ewigkeit erleben.

Apg. 3,21

Den muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.



Übergang

Der Sabbat brachte aber nicht nur Schönes für die Menschen. Er stellte auch Anforderungen an die Menschen.



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PUNKT 3

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3. Der Sabbat-Gedanke im Neuen Testament: Anforderungen


3.1 Glauben an Gottes Fürsorge

Glauben im AT

Der Sabbat forderte Glauben an die Versorgung Gottes. Wenn dieser Glaube schon für den 7. Sabbat nötig war, so war er erst recht für das Sabbatjahr und vor allem für das Erlassjahr von Nöten!

Glauben im NT

Im NT ruft uns Jesus auf, Seinem Vater im Himmel zu vertrauen, dass Er uns versorgt. Deshalb sollen wir unsere Sicherheit nicht auf Reichtum setzen, sondern auf Gott.

Mt. 6,31-33

So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt:
Was sollen wir essen?
Oder: Was sollen wir trinken?
Oder: Was sollen wir anziehen?
Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiss, dass ihr dies alles benötigt.
Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.



3.2 Organisation und Einteilung

Organisation im AT

Der Sabbat brachte es auch mit, dass man sich organisieren musste. So musste am 6. Tag für den 7. Tag, den Sabbat, vorgekocht werden. Für das Sabbatjahr mussten Vorräte angeschafft werden, und wenn ein Erlassjahr auf das Sabbatjahr folgte, mussten diese Vorräte wirklich gross sein. Diese Vorräte brauchten Scheunen und sicher auch Unterhalt.

Organisation im NT

Auch wir sollen unser Leben so organisieren, dass wir Raum für "Sabbatzeiten« haben. Auch als Gemeinde müssen wir uns so organisieren, dass wir diesen Raum für Sabbatzeiten nicht abklemmen.



3.3 Loslassen von Eigentum

Erlassjahr

Das Erlassjahr stellte an die Besitzenden die Anforderung, gekaufte hebräische Sklaven und gekauftes Land wieder freizugeben. Natürlich haben sie nur den Preis bis zum Erlassjahr bezahlt, trotzdem war dieses Freigeben sicherlich keine Sache, die ihren Besitzern leicht fiel.

Christen

Auch wir Christen müssen immer wieder loslassen können. Kein Besitz soll uns so lieb sein, dass wir nicht bereit wären, ihn für Gott und Sein Reich loszulassen.

Vergebung

Manchmal müssen wir auch innerlich loslassen. Z.B. dann, wenn wir anderen Menschen vergeben müssen. Vergeben hat viel mit Loslassen zu tun. In der Vergebung lassen wir Menschen frei, die wir bis dahin innerlich mit unseren Vorwürfen, vielleicht sogar mit unserem Hass, gefangen hielten. Diese Vergebung ist sehr wichtig. Wenn wir nicht vergeben wollen, werden wir mit dieser unserer Haltung die Vergebung Gottes für uns blockieren.

Mt. 6,14-15

Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebt, so wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben.



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SCHLUSS

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Zielaussage

Christen brauchen Freiraum für Gottes Wirken in ihrem Leben. Deshalb wollen wir unser Leben so organisieren, dass dieser Freiraum für Gott gewährleistet ist.

Gemeinde

Diese Freiräume zu planen und die Aktivitäten unserer Gemeinde so zu planen, dass wir allen Gemeindegliedern diese Freiräume ermöglichen, ist eine Knacknuss der Gemeindeplanung. Im Jahr 2001 wollen wir uns aber dieser Herausforderung wieder neu stellen.

persönlich

Aber auch in unserem persönlichen Leben müssen wir diese Knacknuss knacken. Es gilt, Freiräume für Gott zu planen und zu nehmen. Er wird uns dafür mit Seinem Segen belohnen!

Einladung

Nach dieser Predigt wird ein Widderhorn wie es die Israeliten zur Zeit des AT hatten, erschallen. Dieses Horn soll für uns das Zeichen sein, dass das göttliche Erlassjahr mit Jesus Christus begonnen hat.

Es soll aber auch einen Aufruf sein,
- innere Ruhe,
- Ausrichtung auf Gott,
- geistliche Wiederherstellung
zu suchen.

Es soll weiter einen Aufruf sein,
- Glauben an Gottes Fürsorge,
- Organisation und Einteilung,
- Loslassen von Eigentum (Vergebung!)
zu praktizieren.

So wollen wir als Gemeinde bewusst in das Jahr 2001 hineingehen.


1Ps. 92,1: Ein Psalm. Ein Lied. Für den Tag des Sabbaths.

2Lexikon zur Bibel, 1994, "Sabbat", S. 1336-1339

3»"Vorbehaltes" (Prosbol) ... (Mischna Schebiit X, 3ff)« (Biblisch-Historisches Handwörterbuch, "Erlass", S. 430)

4»Die tatsächliche Durchführung der Brache dürfte für das 2. Jh. v.Chr. 1. Makk. 6,49.53 bezeugen.«
(Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage, "Erlassjahr", S. 569)

5Lexikon zur Bibel, 1994, "Sabbatjahr", S. 1339-1340

62. Mose 21,2: Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst, soll er sechs Jahre dienen, im siebten aber soll er umsonst frei ausziehen.

7Die Freilassung hebräischer Sklaven erfolgte normalerweise nach 6 Dienstjahren (2. Mose 21,1ff; 5. Mose 15,12ff; vgl. Jer. 34,8ff) (Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage, "Erlassjahr", S. 568)

8Lexikon zur Bibel, 1994, "Erlassjahr", S. 419-420

9»Das hebr. Wort Jobel bedeutet ursprünglich "Widder", "Widderhorn". Da man das Erlassjahr durch das Blasen des Jobel-Horns eröffnete, wurde das Erlassjahr auch Jobeljahr genannt.« (Elberfelder-Fussnote)

10Die Sabbatjahre im Buch Daniel sind allerdings nicht mathematisch zu verstehen. (Markus Brunner)

11Dan. 9,23b-24: So achte nun auf das Wort und verstehe die Erscheinung: Siebzig Wochen (Kommentar: das sind Jahrwochen; d.h. Abschnitte zu je 7 Jahren) sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um das Verbrechen zum Abschluss zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Gesicht und Propheten zu versiegeln, und ein Allerheiligstes zu salben.

12»d.h. aus der Mitte seiner Volksgemeinschaft« (Elberfelder-Fussnote)

13Lexikon zur Bibel, 1994, "Sabbat", S. 1336-1339

14ICI-Ordner: Soteriologie, S. 158