Nur ein Zöllner

Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, und der war ein Oberzöllner und war reich. Und er suchte Jesus zu sehen, wer er sei; und er konnte es nicht vor der Volksmenge, denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, damit er ihn sehe; denn er sollte dort durchkommen. Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf und erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige eilends herab, denn heute muss ich in deinem Haus bleiben.
(Lukas 19,2-5)

Zachäus war nur ein Zöllner. Zöllner waren zur Zeit des Neuen Testaments verachtet und verschrien. Warum?

Zur Zeit Jesu wurden die Zölle in den römischen Provinzen nicht vom römischen Staat eingezogen. Die Römer verpachteten die Zolleinkünfte der einzelnen Gebiete vielmehr an meist einheimische Zollpächter (Zöllner), die an den römischen Staat die geforderte Pacht vorauszahlen mussten. Es gab Gross- und Kleinpächter. Natürlich versuchten solche Zöllner die vorausbezahlte Pacht mit möglichst hohem Gewinn durch (überhöhte) Zölle wieder hereinzuholen. Das machte sie zu Betrügern.

Aber nicht nur der Betrug machten die Zöllner zu verachteten Personen. Sie standen im Dienst des römischen Staates. Der Umgang mit Heiden machte sie in den Augen der Juden unrein (Apg 10,28) und wer sich mit einem Zöllner abgibt, wird selbst unrein (Lk 5,30).

Zachäus war also reich, aber auch ganz sicher ein Verachteter und Ausgestossener seines Volkes. Und zu diesem Oberzöllner sagt Jesus: "Heute muss ich in deinem Haus bleiben." Warum ausgerechnet zu Zachäus? Zachäus wollte unbedingt den Herrn Jesus sehen. Hierzu war er bereit, auf einen Baum zu klettern. Kein falscher Scham hinderte ihn daran.

Von diesem Oberzöllner lernen wir, dass Jesus denen begegnet, die Ihn unbedingt kennenlernen möchten. Keiner ist Ihm zu gering oder zu schlecht.

Wieviel wert ist uns eine Begegnung mit Jesus? Würden wir Seinetwegen klettern? Unser Hindernis sind nicht mehr die Volksmassen, aber vielleicht Zeitmangel und Bequemlichkeit. Doch diese Hindernisse können auch wir überwinden.

Münsingen, September 1996, Markus Brunner
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